Guy Chambers: "Wenn der Milchmann mitpfeifen kann, ist es ein guter Song" (2024)

Guy Chambers: "Wenn der Milchmann mitpfeifen kann, ist es ein guter Song"

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ZEIT ONLINE: Sie haben sich 2002 furchtbar zerstritten. Wie war es für Sie, auf einmal nicht mehr zum Kreis dazuzugehören?

Chambers: Anfangs schwierig. Ich habe meinen Rauswurf nicht gut verdaut. Es war ein echter Schock, plötzlich außerhalb der Robbie-Williams-Blase zu stehen. Denn innerhalb dieser Blase war es ziemlich gut, Privatflieger, nur die besten Hotels, jubelnde Fans, zig Millionen Plattenverkäufe. Ich habe das alles sehr vermisst anfangs, zugleich fühlte ich mich befreit. Im Jahr 2000 ist meine älteste Tochter zur Welt gekommen, und nach einer Weile merkte ich, wie schön es war, zu Hause zu sein und das Aufwachsen meiner Kinder erleben zu dürfen. Ich habe vier Kinder, und zwischen 2002 und 2014 war ich überhaupt nicht auf Tour. Wenn ich zurückschaue, bin ich dankbar: Ich habe ein ziemliches gutes Verhältnis zu meinen Kindern, sie kennen mich als ihren Vater, der immer zu Hause war. Das können viele andere Kinder nicht sagen. Ich betrachte es als Segen, so wie es gelaufen ist.

ZEIT ONLINE: Und nun arbeiten Sie wieder mit Williams. Sie beide haben die Lieder für ein Musical geschrieben, die Adaption des Kinderbuches The Boy in the Dress von David Walliams, der Dramatiker Mark Ravenhill hat die Bühnenfassung geschrieben. Im November ist Premiere. Aufgeregt?

Chambers: Tatsächlich ja, es ist auch gar nicht mehr viel Zeit bis zur Premiere, und ehrlich gesagt ist alles noch nicht so richtig fertig. So ein Musical ist ja wirklich eine komplexe Sache. Es sind sehr viele Gewerke beteiligt, Choreografie, Kulissen, Kostüme ... Aber die Besetzung steht, die Proben laufen. Es wird.

ZEIT ONLINE: Wie klingt die Musik?

Chambers: Es gibt Referenzen an Robs erstes Soloalbum, an unsere erste Zusammenarbeit. Als wir die neuen Lieder schrieben, haben wir uns vorgestellt, dass das Musical in den Neunzigerjahren spielt. Wir stellten uns eine Zeit vor, in der es noch keine Smartphones gab.

ZEIT ONLINE: Wie ist es zu dem Musical gekommen?

Chambers: David Walliams, der durch seine Rolle in der Comedy-Show Little Britain in Großbritannien fast ebenso berühmt ist wie Rob, kam in mein Studio, um ein Duett aufzunehmen für eine Weihnachtssendung. Eher im Vorbeigehen sagte er: "Ich mache da dieses Musical mit der Royal Shakespeare Company, könntest du dir vorstellen mitzumachen?" Kurze Zeit später bekam ich einen Anruf. Erst sollte ich die Musik allein schreiben, aber bald merkte ich, dass ich Rob dazu brauchte. Die Musik würde besser, das spürte ich, wenn Rob und ich sie zusammen schrieben.

ZEIT ONLINE: Sie beiden treten aber nicht auf in der Inszenierung?

Chambers: Nein, nein, nein … Das Musical spielt in einer Schule, es geht vor allem um die Kinder. Ganz ehrlich: Das Stück ist so gut, es braucht nicht noch einen Auftritt von Robbie Williams.

ZEIT ONLINE: Wie sieht ein Tag im Leben eines Millionenhitschreibers heute aus, zwei Jahrzehnte später?

Chambers: Ich schreibe immer noch Songs.

ZEIT ONLINE: Wie genau?

Chambers: Ich setze mich ans Klavier und übe. Nach einer Weile langweilt mich das Spiel, dann beginne ich zu improvisieren, und manchmal fällt mir etwas Gutes dabei ein. Dann gehe ich in mein Studio in Ladbroke Grove und nehme es auf. Aber meistens ist das Studio vermietet, es ist zum Glück ganz beliebt in London.

ZEIT ONLINE: Und mit anderen Musikern als Robbie Williams schreiben Sie keine Lieder mehr?

Chambers: Nicht mehr so häufig, richtig. Höchstens wenn sich besondere Gelegenheiten ergeben, dann fühlt es sich auch gleich wieder aufregend an.

ZEIT ONLINE: Sie wohnen in London, und Robbie Williams lebt immer noch in Los Angeles, korrekt? Er kommt dann also eingeflogen.

Chambers: Er wohnt hier und da. Mehr darf ich nicht sagen.

ZEIT ONLINE: Er kommt also von irgendwoher bei Ihnen im Studio in London vorbei.

Chambers: Exakt. Wir haben dort weite Teile seines neuen Albums aufgenommen.

ZEIT ONLINE: Das wann erscheint?

Chambers: Darf ich nicht sagen. Es wird verkündet, sobald es Zeit ist.

ZEIT ONLINE: An welchem Punkt sehen Sie sich als Künstler heute, Mister Chambers?

Chambers: Ich betrachte mich als jemand, der tatsächlich in erster Linie gerade Musicals schreibt. Ich sitze auch mit Lily Allen an einem.

ZEIT ONLINE: Über das Sie nichts sagen dürfen.

Chambers: Natürlich nicht. Nur dass es etwas völlig anderes ist als The Boy in the Dress. Das Musical mit Lily Allen ist wesentlich moderner, die Musik ist elektronischer. Es hat etwas Dystopisches. Wir arbeiten seit etwa einem Jahr daran. Es braucht Zeit. Aber ja, ich beschäftige mich als Künstler nun mit umfassenderen Dingen, bei Musicals erschafft man ja eine eigene Welt aus Musik, die einen ganzen Abend tragen muss. Ich mag das. Songschreiben ist schön. Aber mehr als nur Songschreiben ist schöner.

Guy Chambers: "Wenn der Milchmann mitpfeifen kann, ist es ein guter Song" (2024)

FAQs

Guy Chambers: "Wenn der Milchmann mitpfeifen kann, ist es ein guter Song"? ›

Guy Chambers: Meine Mutter sagte immer: "Wenn der Milchmann einen Song pfeifen kann, ist es ein guter Song." Ich glaube, dieser Milchmanntest funktioniert. Einen Popsong sollte man nach einmal Hören im Ohr haben. Nicht den ganzen Song, aber wenigstens eine der Hooks, der eingängigen Stellen.

Warum trennte sich Robbie Williams von Guy Chambers? ›

Escapology ist das letzte von fünf Alben, das Robbie Williams gemeinsam mit seinem Co-Autor und Produzenten Guy Chambers aufnahm, von dem er sich nach den Aufnahmen im Streit trennte, da sich Chambers weigerte, exklusiv für Williams zu arbeiten.

Wie viel Geld bekommt Robbie Williams für einen Auftritt? ›

Wie viel der Noch-Chef der Wirtschaftsprüfkonzerns für Robbie Williams genau hinblättern muss, will dieser nicht verraten. Jedoch ist bekannt, dass der Sänger mit ähnlichen Privatkonzerten in der Vergangenheit rund 1,3 bis 1,5 Millionen Franken verdiente, wie die «Schweizer Illustrierte» im letzten Sommer berichtete.

Hat Robbie Williams seine Lieder selbst geschrieben? ›

Popstar Robbie Williams fühlt sich als verkannter Songwriter: "Ich habe viele Songs selbst geschrieben, aber niemand erkennt das an." Williams ärgere sich darüber, dass immer nur die Rede von seinem früheren Partner Guy Chambers sei. London (rpo).

Was macht Guy Chambers? ›

Guy Chambers ist nicht nur ein exzellenter Multiinstrumentalist, Komponist, Producer und Musical Director – er stellt außerdem die eine Hälfte von einer der erfolgreichsten Songwriterpartnerschaften in der Geschichte der britischen Popmusik dar, als Mitkomponist der größten Hits von Robbie Williams.

Sind Robbie Williams und Guy Chambers noch Freunde? ›

Williams über Chambers: «Wir sind Freunde»

«Wir haben kurz über die Trennung gesprochen, aber ich weiß nicht mehr, wie das lief», scherzt Williams über die Versöhnung mit Chambers, von dem er sich 2002 getrennt hatte. Die Sache sei mittlerweile abgehakt. «Wir sind Freunde, wir schreiben zusammen.»

Warum ist Robbie Williams nicht mehr dabei? ›

Im Juni 2020 äußerte Williams in einem Interview, die angebliche „Pizzagate“-Verschwörung sei seiner Meinung nach nicht widerlegt. Im Juli 2023 machte Williams öffentlich, zeit seines Lebens eine körperdysmorphe Störung zu haben.

Hat Robbie Williams ein Kind? ›

«Luxus muss man sich verdienen», sind Robbie Williams (49) und Ayda Field (44) der Meinung. Ihre vier Kinder, Teddy (11), Coco (5), Charlie (9) und Beau (3) müssen deswegen in der Economy-Class reisen, während ihre Eltern für Flugreisen in der ersten Klasse Platz nehmen.

Wie viele Nummer 1 Hits hatte Robbie Williams? ›

Robbie Williams startete seine Karriere als Solo-Sänger 1997, nur ein Jahr nach der Auflösung von Take That. In nur wenigen Jahren entwickelte er sich zu einem der erfolgreichsten Musiker auf der Insel – mit inzwischen weit mehr als 80 Millionen verkaufter Alben und 14 Nummer-1-Singles.

Was war der erste Hit von Robbie Williams? ›

Robbie Williams startete seine Karriere zwar bei Take That, setzte aber 1997 mit “Angels” den Grundstein für eine überaus erfolgreiche Solokarriere. Hier gibt's die Geschichte zum Song!

Wo lebt jetzt Robbie Williams? ›

Wer schreibt die Songs von Robbie Williams? ›

Guy Chambers weiß, wie ein Welthit geht. Er war Songwriter für Robbie Williams.

Hat Robbie Williams Angels selbst geschrieben? ›

Der Song wurde von den britischen Musikproduzenten Guy Chambers und Steve Power produziert. Ersterer fungierte neben Robbie Williams auch als Autor.

Warum hat sich Robbie Williams das Leben genommen? ›

November 2014 beschreibt, dass Williams an einer neurodegenerativen Krankheit namens Lewy-Körper-Demenz litt, die zu schwankenden Gemütszuständen und Depression führen kann. Als Todesursache wurde Suizid angegeben.

Wann war Robbie Williams drogenabhängig? ›

Drogen waren seine "Superkraft"

Eine Woche im Jahr 1996 blieb ihm besonders in Erinnerung. Er war in Frankreich und tagelang im Drogenrausch. "Ich blieb sechs Tage lang wach. Ich war mit jemandem zusammen, der mit den Dealern zu tun hatte, und es war eine sechstägige Sauftour", erzählte der Musiker.

Wann trennte sich Robbie Williams? ›

Sechs ihrer acht Studioalben sowie ein Kompilationsalbum erreichten ebenfalls die Spitze der Charts, nur ihr Debütalbum und das 2017 veröffentlichte Wonderland landeten auf Platz zwei. Nach dem Ausstieg von Robbie Williams im Juli 1995 beendete die Gruppe ihre Welttournee und trennte sich im Februar 1996 offiziell.

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Author: Horacio Brakus JD

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